Stärkung palliativer Kompetenz in der stationären Pflege und in Wohngruppen

Panta rhei, alles fließt, sagt der griechische Philosoph Heraklit. Die Grenzen zwischen Alt und Jung, Leben und Tod sind in einem Moment gültig, und schon im nächsten verlieren sie ihre Substanz. Wir alle schwimmen im selben Fluss, und dabei verändern wir uns stetig. Menschen in der Pflege und Betreuung wissen darum. Denn stationäre Pflegeeinrichtungen und Wohngruppen sind Orte des Lebens – und des Sterbens. Alle Mitarbeiter*innen tragen dazu bei, die Würde der Bewohner*innen bis zuletzt zu wahren. Dies gilt für Pflege- und Betreuungs-, aber ebenso für Leitungs- und Hauswirtschaftskräfte, es gilt letztlich für alle vor Ort Tätigen. Die damit verbundenen Aufgaben sind höchst herausfordernd. Denn auch wenn Sterben und Tod hier zum Alltag gehören, möchte niemand das individuelle Abschiednehmen „abgehakt“ und dadurch banalisiert wissen. Was also braucht ein Mensch in seinen letzten Tagen und Stunden tatsächlich – und was nicht mehr? Was macht gute Kommunikation aus, mit den Angehörigen und untereinander? Welche Formen der Zusammenarbeit, im Team, aber auch mit externen Diensten, helfen, um ein gutes Leben bis zuletzt zu ermöglichen? Und wie gibt man auf sich selbst und die Kolleg*innen acht in einem Umfeld, in dem man vor allem für andere da ist?

Der Kurs möchte Mitarbeiter*innen in der stationären Pflege bzw. von ambulant betreuten Wohngruppen helfen, einen sicheren, reflektierten und sensiblen Umgang mit Fragen rund um das Sterben zu entwickeln. Unser Wunsch ist es, dass ein bestehendes Team, aufbauend auf den gewachsenen Kompetenzen Einzelner, sein Arbeitsverständnis und seine Zusammenarbeit vertrauensvoll weiterentwickelt. Dabei sind die Teilnehmer*innen im geschützten Veranstaltungsrahmen auch dazu eingeladen, sich ihre Gefühle bewusstzumachen und diese offen aussprechen, auch und gerade, wenn sie sie als schwierig und belastend empfinden. Insgesamt möchte der Kurs zum einen dazu ermutigen, sich sterbenden Menschen wirklich zuzuwenden, denn Zuwendung ist das, was wir am Lebensende besonders brauchen. Und er möchte zum anderen dazu ermutigen, auch sich selbst und den Kolleg*innen gegenüber menschlich und liebevoll zu bleiben. Denn auch als Begleitende brauchen wir (Selbst-) Zuwendung.

Das Seminar richtet sich bewusst an Mitarbeiter*innen aller Arbeitsbereiche einer Pflegeeinrichtung bzw. Wohngruppe, also an alle dort tätigen Berufsgruppen: Denn die Themen Sterben, Tod und Trauer betreffen alle Menschen.

Umfang und Organisation

Der Kurs umfasst 24 Unterrichtseinheiten zzgl. kleinerer Praxisaufgaben und ist somit kompakt gehalten. Es werden Basiskompetenzen vermittelt. Die sechs Module sollten idealerweise über einen Zeitraum von etwa drei bis sechs Monaten stattfinden, damit die Kursinhalte nachhaltig wirken können. Sollte ein Teammitglied einzelne Termine nicht wahrnehmen können, steht einer weiteren Teilnahme an der Gesamtveranstaltung nichts im Weg.

Themen und Aufgaben, die die gesamte Einrichtung/ Wohngruppe betreffen (z. B. deren Organisation und Struktur), werden im Rahmen des Kurses gesammelt, aufbereitet und der Organisation im Rahmen eines Abschlussgespräches überlassen.

Der Kurs wird als Inhouse-Schulung angeboten und steht jeweils Mitarbeiter*innen einer Pflegeeinrichtung bzw. Wohngruppe zur Verfügung. Er wurde vom Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg und vom Palliative Care Forum, einer Initiative der Erzdiözese Freiburg, gemeinsam entwickelt.

Die Teilnehmer*innen

• lernen Palliative Care als leitendes Konzept kennen; sie reflektieren den eigenen Zugang zu den Themen Sterben, Tod und Trauer und äußern ihre Gefühlslage
• setzen sich intensiv mit dem Wert von Würde und Selbstbestimmung am Lebensende auseinander. Sie erschließen gemeinsam, wie sie beides im beruflichen Handeln bereits berücksichtigen (bewusste und intuitive palliative Kompetenz) und entwickeln weitere Ideen dazu
• machen sich die Bedürfnisse von Menschen in der Sterbephase im gemeinsamen Gespräch bewusst, ggfs. erweitern sie ihre diesbezüglichen Kenntnisse im Austausch mit den Kolleg*innen; sie entwickeln Möglichkeiten, die Wünsche Sterbender im Alltag noch besser zu berücksichtigen; sie sind in diesem Zusammenhang sensibel für ethische Probleme
• setzen sich mit der Abschiedskultur in ihrer Einrichtung/ Wohngruppe auseinander und entwickeln im Team neue Ideen dafür
• sind vertraut mit Formen der Trauer aller Betroffenen (auch der eigenen und der der Kolleg*innen) und gehen individuell darauf ein
• lernen wertzuschätzen, was sie als einzelne Persönlichkeiten zum guten Funktionieren der Pflegeeinrichtung/ Wohngruppe und zur gelingenden Zusammenarbeit beitragen, sie reflektieren ihr diesbezügliches weiteres Entwicklungspotential und erkennen ihre individuellen Grenzen an
• tauschen sich darüber aus, wie sie mit den Partner*innen im palliativen Netzwerk vor Ort bereits heute zusammenarbeiten, und entwickeln Ideen, wie sie zukünftig zusammenarbeiten wollen
• reflektieren die durch das Seminar angestoßenen Veränderungen im Umgang mit Sterben, Tod und Trauer individuell und für die Einrichtung/ Wohngruppe
• entwickeln ihr Gespür für wertschätzenden und respektvollen Umgang weiter (auch und gerade in Zeiten hoher Arbeitsbelastung), indem sie im Kursrahmen „gute Kommunikation“ praktizieren; sie diskutieren die eigene Kommunikationskultur.

Modul 1 Palliative Care als handlungsleitendes Konzept; Reflexion des eigenen Zugangs und der eigenen Gefühlslagen zu den Themen Sterben, Tod und Trauer

Modul 2 Würde und Selbstbestimmung als handlungsleitende Werte

Modul 3 Bedürfnisse sterbender Menschen und ein angemessener Umgang

Modul 4 Weiterentwicklung der Abschiedskultur in der Einrichtung/Wohngruppe

Modul 5 Umgang mit der Trauer aller Betroffenen

Modul 6 Zusammenarbeit im palliativen Netzwerk; Umgang mit ethischen Herausforderungen.

Der Kurs richtet sich an alle Mitarbeitenden einer Einrichtung/ Wohngruppe. Es ist erwünscht, dass auch leitende Mitarbeiter*innen daran teilnehmen. Die Qualifikation ist für maximal 20 Personen ausgelegt. Zur Zielgruppe des Kurses gehören Mitarbeiter*innen aus den Bereichen Pflege, Betreuung, Verwaltung, Hauswirtschaft, Sozialdienst und Haustechnik.

Die Teilnahme an der Fortbildung kann sowohl für die im Anvertrautenschutz vorgesehenen Pflichtveranstaltungen zum grenzachtenden Arbeiten als auch für Betreuungskräfte im Rahmen ihrer zweitägigen Fortbildungsverpflichtung gemäß § 43b SGB XI anerkannt werden.

Alle Preise verstehen sich zzgl. Reise-, Verpflegungs- und weiteren Sachkosten. Diese werden nach tatsächlichem Aufwand berechnet.

Fördermöglichkeiten zum Kurs werden derzeit geprüft.

Der Kurs wurde im Rahmen eines von der GlücksSpirale geförderten Projektes entwickelt und pilotiert. Mehr zum Projekt und zu den Ergebnissen der Erprobung finden Sie hier: Palliative Care im Pflegeheim (palliative-care-forum.de).

Inhaltliche Fragen

Ulrike Bungter Tel.: 0761 8974-241

E-Mail: bungter@caritas-dicv-fr.de

Organisatorische Fragen

Peggy Hahnemann Tel.: 0761 8974-245

E-Mail: hahnemann@caritas-dicv-fr.de